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Freitag, 6. Januar 2017

Alleine

Verlassen

Auf weiter Fläche steht eine stolz und stramm emporgewachsene Eiche. Ihr Blätterdach beschattet die Flecken, die sie umgeben. Hin und wieder kehrt ein Wanderer in ihren kühlenden Schatten ein, während um den Baum herum die Wärme wabert. Doch die Rast hält nur kurz, einem Wimpernschlag gleich schwinden die Schemen, die zuvor noch wirkten, als wollten sie ihr Leben lang dort verbringen. Harsche Winde branden an der dicker werdenden Rinde ab, die die Eiche Jahr für Jahr erneuert und erweitert. Beizeiten fällt eine Schneeflocke auf ihre kahlen Äste, wenn sie frierend unter dem blauen Schein des Mondes den Sternenhimmel betrachtet. Frau Mond schenkt ihr ein Lächeln, bevor ihr Mann, Herr Sonne die Umgebung wieder in einen warmen Glanz taucht und nach und nach wieder Gestalten zu ihr lockt. Sie genießt die Momente, in denen sich kleine Kinder an ihren Früchten und ihrem Laub erfüllen. Nur selten huscht ein trauriger Hauch über ihre Züge, wenn sie zu dem Wald herübersieht, der am Horizont ihre Brüder und Schwestern widerspiegelt, die unerreichbar entfernt von ihrem starren Standpunkt aus wachsen. Dann sickert Harz aus ihrer mittlerweile dichten Rinde und sie umschlingt sich mit ihren Ästen. Unbeirrt und unbewegt vergeht die Zeit für sie, einsam wartend und schier unendlich geduldig lässt sie die Tage vergehen. Doch mit jedem Jahr mehr spürt sie, wie ihre Lebenskraft schwindet. Spürt, wie die Triebe dürrer werden und ihr Innerstes nach außen zu kehren scheinen. Längst wirken Frau Monds gelegentliche Besuche wie traurige Visiten und Herr Sonne überzieht das Land mit einer nie da gewesenen Hitze, der ihre Rinde springen lässt. Ihr müder Blick wandert wieder zu dem noch immer unverändert hoch gewachsenen Forst, der von ihren Verwandten bevölkert wird. Allein und verlassen steht sie in der Öde, lange Zeit ein besonders schönes Exemplar in ihrer Blütezeit, nunmehr verwelkend und zunehmend schwach werdend. Der Sturm, den Frau Mond schließlich durch einen Streit mit Herr Sonne erschafft, sorgt für mehrere gewaltige Blitze. Die Seele der Eiche ist längst dahingeschieden auf der Suche nach Gefährten, als ein Feuer aus der Mitte ihres Stammes entspringt. Ihr Abbild verschwindet zwar, doch die Lebewesen, die ihren Schatten einst genossen, erinnern sich noch lange an die keineswegs einsame, sondern vielmehr wohlbekannte und von allen geliebte Eiche, die bis zu ihrem Ende stolz ihre Krone zum Himmel emporreckte...

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