Unter Druck
Jeder sagt dir, was richtig ist, sagt dir, was du tun sollst und akzeptiert nur das. Weichst du einmal ab vom festgelegten Bauplan, vom festen Schema, von der Blaupause, die für dich vorgesehen wurde, spürst du den Widerstand, wie er deine Haut aufreißt. Stechend gleich einem eisigen Hauch im Winter reiben die Vorwürfe wie Sandpapier, schmirgeln die Individualität ab. Stück für Stück für Stück verblasst ein weiterer Teil, der als nicht zugehörig eingestuft wird von den ruhigen Stimmen von außerhalb. Stöße erfolgen in regelmäßigen Abständen, halten die glühende Hitze des wahnsinnig werdendend Verstandes in dem Rahmen, der bloß wegen seiner Kontrollierbarkeit die schweifenden Visionen und Träume einschnüren und zurückhalten darf. Hin und wieder wird ein Impuls eingegeben, eine Vorstellung, die als die einzige Wahre bezeichnet wird. Neue Ideen, neue Entwicklungen bleiben so lange wie möglich hinter dickebn Eisenstäben verborgen, die selbst der stärkste, emotionale Ausbruch nur verbiegen, nicht aber zerstören kann. Gefühllos und taub schreiten die Maschinen vorwärts, angetrieben von den indoktrinierten, genau strukturierten Rahmen, die sie schon bald als natürlich wahrnehmen. Das exakt abgestimmete Konstrukt erlaubt keine Zweifel, kein Hinterfragen, wer es wagt, der verliert letztlich jegliche Grundlage. Unter Druck bleibt nur eines zu tun: So viel Kraft, Energie und Verbündete zu sammeln, bis das vorgefertigte Geflecht zerbricht, um bald wieder einem neuerlichen Gebilde solcher Art zu weichen...
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