Nicht mehr als ein Rinnsal
Leise läuft Musik im Hintergrund. Der Körper leigt weich und hart gleichermaßen auf dem Holzboden. Splitter bohren sich in die Handflächen, die regelmäßig über die Rillen fahren. Ruhig geht der Atem in langsamen Stößen, ungerührt geht der Blick umher. Das Klavierstück endet abrupt. In den Höhlen fahren die Augen unbesorgt zu der offenen Zimmertüre. Vertrauen wächst wie ein zartes Pflänzchen und bildet Wimpernschlag für Wimpernschlag stärkere Triebe aus, bis aus der kleinen Blume ein stolzer Baum erwachsen ist. Die Zunge gleitet über die trockenen, eingerissenen Mundwinkel und Lippen. Ein wohliges Schauern durchfährt den Körper bei der Vorfreude.
Rumoren und brennende Krämpfe reißen in den Eingeweiden wie wütende Wölfe, doch die Innerlichkeit bleibt sanft und geruhsam liegen. Die Dielen knarzen, als sich trippelnde Schritte über den Fußboden nähern. Die Stimme ist nicht mehr als ein verdrehtes, gurgelndes Röhren in den verstopften Ohren. Taub und pelzig gleitet die Zunge in den Mund zurück. Berührungen sind wie Streichhölzer auf Reibholz. Knirschend fliegen die Hautschuppen davon. Schließlich lässt der Schatten ab und der Körper fällt in seine Position zurück.
Vehement öffnen zwei Hände gewaltsam den Mund. Wie in einen Trichter wird ein Strohhalm hineingezwungen. Zischend fällt der Tropfen auf das ausgetrocknete Bachbett des eigenen Mundes. Der Geschmack prägt sich bei jedem Mal stärker ein. Dieses frische, lebendige, das der Schatten versucht zurückzubringen. Nicht mehr als Rinnsal einer salzigen Spur bleibt auf der scharfkantigen Wange zurück, während die Gestalt aus dem Blickfeld der unaufhörlich starrenden Pupillen verschwindet. Leise läuft Musik im Hintergrund. Die seichte, klimpernde Melodie eines Klaviers lullt den Körper schließlich ein in einen Kokon aus wirren Wachträumen...
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