Schwelgen im Dunst
Die Luft ist erfüllt von rauchigen Schwaden, dick wie Farbe, sie tropft von den Wänden. Zarte Finger krallen sich um dünne Röhrchen, in denen die Flüssigkeit pulsiert wie ein heißes Feuer. Tränen aus Blut mischen sich unter die trockene Asche. Schluck für Schluck aus bauchigen Karaffen gleiten die ausgedörrte Kehle herab. Der erdige Geschmack süffigen Weins löscht hauchzarte Erinnerungen zu leeren Seiten aus. Nichts ist so, wie es gewesen ist. Die Worte zerlaufen zu inhaltslosem Gefüge, bilden Ketten aus Buchstabenperlen, die doch nur sinnlos bleiben. Diamantene Tränen tropfen über elfenbeinfarbene Wangen. Ketten zerren an Gedanken und liebgewonnen Gefühlen, pressen das Wesen dahinter zu einem Stereotyp zusammen...
Stunden danach, leblose Stimmen reißen an der verfallenen Einöde eines Frauengesichts. Kalte, rissige Hände tasten nach dem nächsten Schluck, während die Wölkchen aus kleinen Papierrollen aufsteigen und die lauten Proteste mehrerer Personen im Inneren verstummen lassen. Die Flügel angelegt, will die Frau wieder aufsteigen wie der Phönix aus der Asche. Ihre Füße verfangen sich wie Steingewichte in der Matratze wie in einem Spinnennetz. Klebrig saugen die Fäden sich an ihren Kleidern fest. Der Geschmack von verdorbenen Lotusblumen mischt sich unter das Gefühl einer langsamen Entspannung...
Wie die anderen Puppen tanzt sie auf den Fäden einer unsichtbaren Taschenspielergitarre, fühlt sich als gefallener Engel und verflucht sich für ihr Verhalten auf einem Auftritt. Die Diva mit ihren langen Fühlern streicht um ihre dürren Beinchen, lässt sie aufhorchen auf das schwache Dröhnen in ihrem Brustkorb. Ein letzter Zug, scheinen die wirren Stimmen von ihr zu fordern. Sie greift nach dem Glas und dem Röhrchen wie nach einem Rettungsanker. Der dicke Rauch findet seinen Weg, gemeinsam mit der blutroten Flüssigkeit. Wieder alle Gedanken betäuben, einschlafen wie auf Wolken scheint zum Greifen nah. Die Stimmen verklingen hinter einer gedämmten Wand und schließlich zerfällt das Bild, zerbricht in tausende Spiltter. Ihre schwachen Proteste bleiben in ihrem trockenen Mund zurück, als sie in das tintenschwarze Fass des nachtsamten Todesschlafes fällt...
Betäubung
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