Rinnsal um Rinnsal
Ihre Hände zittern leicht im lauen Wind der Abendsonne. Jeder Muskel brennt vor Anspannung, bereit erneut zu entflammen, falls nötig. Adrenalin pulsiert durch die geweiteten Adern, wie Säure frisst sich der Schub der entfesselten Energien bis in die Gedankengänge vor. Mit bebender Zunge sucht sie die schwelenden Brände neu zu entfachen. Tastet sich Stück für Stück über den niegdergestreckten Körper. Die Berührung mit der erkaltenden Haut hinterlässt ein scharfes Prickeln. Metallisch süß schmeckt sie die dickflüssigen Tropfen, die aus den weißen Poren dringen. Rinnsal um Rinnsal um Rinnsal gurgelt sie gleich einem Weintester, genießt den kraftvollen, erdigen Geschmack, der der dunklen Flüssigkeit beigemischt ist. Stockend flackert ihr Blick, ihre Sinne spielen ihr Streiche. Bilder fließen unkontrolliert ineinander über, während sie ihren Kopf auf dem entblößten Brustkorb bettet. Schlagend schwer erfasst sie die Stille, die sie umgibt. Erinnerungen vermischen sich mit Träumen. Schlieren ihres Lebens wie Scherben auf den Grund geworfen, ein Mosaik aus sinnlosen Fetzen. Erst der letzte Tropfen, den sie kostet, weckt sie aus ihrer Starre. Ein Blick fällt auf ihre noch immer unkontrolliert zuckenden Finger und Hände. Ein ebenso dunkler Glanz wie der, den sie zuvor eingesogen hat, schimmert im feurigen Licht des endenden Tages. Schatten warten lüstern an den Seiten, lassen sie bereits forttreiben. Ermattet und dennoch hellwach sinkt sie neben dem reglosen Körper nieder. Tropfen laufen in ihre Augen, während die Schwärze sie aufsaugt...
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