Samstag, 26. November 2016
Gefesselt
An die Reflektion gebunden
Die Flügel schwer an den Körper gedrückt, schiebt sich Schicht für Schicht über das eigene Innere. Gleichsam wie Spiegel werden durch die gefesselten Flügel die zuströmenden Kräfte zur Befreiung reflektiert, nicht in der Lage, tiefer hinab zu dringen und Spuren von Unterstützung zu hinterlassen. Stattdessen illusioniert der Gefangene sich eine andere Welt, in der er dem entspricht, was er sein möchte, um der Gefahr zu entgehen, für seine tollkühnen Versuche sich zu befreien, bestraft zu werden. Dabei werden die Fesseln stetig enger und schwerer. Aus dünnen Seilen werden feste Stricke und schließlich eiserne, dicke Ketten, die den ehemals nur eingeschränkten Träumer noch dringlicher davor warnt, sich dem Anblick dessen hinzugeben, was unter den Ketten liegt. Die ehemals zur Befreiung existierende Energie wabert um den Gefangenen seines Selbst, wirkt nicht erreichbar geschweige denn nutzbar. So sehr an die Refletion der eigenen Visionen gebunden wie der Gefesselte ist, verringern sich die Gelegenheiten, frei zu werden. Mit jeder weiteren Sekunde, die er sich dem verweigert, das in ihm lauert, verliert sein Selbst an Substanz, während die erträumte Welt, in der er wandelt, bunter und rauschender wird. Der Schein übertüncht die Existenz, die einst in dem Gefangenen zu finden war, löscht das, was ihn individuell machte und ersetzt es durch Abbilder eines perfekten Spiegelbildes, das er mehr und mehr als sein Sein erachtet. Dabei verharren seine Blicke in der faszinierenden Anderswelt, bis er schließlich die Essenz seiner Existenz unweigerlich an die Verkettungen an die Illusion verliert...
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