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Dienstag, 8. März 2016

Zu fremd, um vertraut zu sein

Distanzierte Nähe

Sie weiß nicht, was vor ihr liegt, was vor ihr seine Fühler ausstreckt, was vor ihr Wellen aussendet und sie damit zu sich zu locken scheint. Unsicher folgt sie einem Pfad, den sie nie beschritten hat, sieht sich Wege an, die sie nie bereit war zu gehen. Wehmut senkt ihr Gemüt, kühlt ihre kochende Neugierde schlagartig ab. Gleich einer Feder schwebt sie durch die Luft, ihr Körper verzehrt sich, wird durchsichtig. Leise streift sie Hülle um Hülle, Schicht um Schicht, die sie fesseln, in einem Wimpernschlag ab. Beinahe ätherisch entschwindet ihr Charakter, verblasst im sich verfinsternden Schimmer ihres Lebens.
Geheimnisse umranken sie, behüten ihre letzten verbliebenen Reserven, die sie aufspart, um noch einmal den Schemen wahrzunehmen. Der Rückstoß lässt sie taumeln, während sie entschlossen vorwärtsprescht. Immer weiter hinein in ihren Untergang. Im schwindenden Licht ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte steht ein einsamer Posten, geduldig wartend. Sein strahlender, scharfer Blick erfasst die Welt auf eine fremdartige, eigensinnige Art und Weise. Als sie ihre Hand nach ihm ausstreckt, zerfällt sein Abbild in schwarzen Schlieren.
Wieder entgleitet er ihr ohne dass sie wüsste, warum. Verschwindet ohne die geringsten Spuren oder Hinweise auf seinen Verbleib im vergehenden Urwald ihres Verstandes. Zu fremd, um ihr vertraut zu sein und doch... zu nah, um von ihr distanziert zu bleiben. Diese distanzierte Nähe, die er ihr vorspielt, lässt sie ein letztes Mal den fremden Weg einschlagen, den sie nicht ging.
Lässt sie ein letztes Mal seine warme Berührung empfinden, die im rötlichen Funkeln eines lauen Frühlingsabends das letzte war, was sie von ihm als Nähe erfuhr. Taub breitet sich eine eisige Gefühlslosigkeit in ihrem Unterleib aus, verhindert jegliches heißblütige Trommeln im Brustkorb.
Wie von selbst schreitet sie den einzigen Pfad entlang, der ihr noch bleibt. In einem Kokon aus Leblosigkeit gefangen, sinkt ihr Leib gleich einem Stein tiefer und tiefer hinab. Ihre Lider flattern, ergießen Lichtreflexe in ihrer Seele, bis die Nacht liebevoll sein verlorenes Kind behutsam wieder in seine Arme schließt.
Leise rüttelt die Realität noch an ihr, der letzte Funke glimmt noch nach, eine letzte Berührung zweier Hände...

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