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Dienstag, 3. November 2015

Hunger?

Hungrig?

Das Grummeln des Magens weckt in den unpassendsten Momenten die erschlafften Glieder. Je länger die Aufnahme hinausgezögrt wird, desto langsamer laufen Prozesse ab. Das Gehirn schaltet alle unnötigen Energieräuber ab, sendet Stoßwellen aus, die die Neuronen weiter verarbeiten und verbreiten. Ein Zittern befällt die Finger und die Füße. Kälte greift besonders gerne dort an und zieht Schäwche magisch an. Baustoff um Baustoff wird nun aus Muskeln und Sehnen bezogen, Zellen sterben ab, um Energie bereitzustellen.
Konzentration!
Verschwimmende Buchstaben und verlaufende Bilder, Geschehnisse folgen scheinbar ziellos aufeinander, werden zu einem zuckenden Sturm aus weißen Punkten. Angestrengt klammert sich der Verstand an etwas fest. Der Stift in der Hand wird zum Rettungsanker. In Wellen rauscht die Müdigkeit heran, tilgt Ruhe und Gelassenheit im Austausch gegen bleierne Schwere.
Das Gefühl.
Das brennende Loch, die Übelkeit kriecht und schlüpft durch die Magenwände, lässt den Herzschlag hüpfen und den Hungrigen nach Luft schnappen. Emotionen drücken auf den erschöpften Menschen. Das Wechselspiel von Abhängigkeit und Distanz zehrt mehr Kraft als ohnehin schon aufgebraucht ist. Ein schwerer Gedanke liegt wie ein Vorhang über den halb offenen, schlaftrunkenen Augen.
Taumeln und Schlafwandeln.
Sie begleiten jeden Moment. Die Dunkelheit saugt die Wesenheit des Menschen auf, zerstört nach und nach den Charakter.
Das Aussehen.
Knochen scharf wie Messerklingen scheinen unter bleicher, stumpfer Haut hervor, Rippen lassen sich einzeln zählen oder wie ein Klavier spielen. Abgehetzt wirkt der Blick, die Wangen sind eingefallen, das Haar ist strähnig.
Zwei Hände...?
Sie hätten helfen können, doch niemand ist hilfsbereit geschweige denn in der Lage den verfallenden Körper zu retten.
Wertlosigkeit führt zu Taubheit und schließlich bleibt nichts außer Erschöpfung, Schmerz, Verlust.
Hunger...
Hunger, psychisch wie physisch führt unweigerlich zu Verfall, emotionale Instabilität kann die bohrenden Schmerzen verstärken oder Betäubung bewirken. In jedem Fall wirkt Hunger sich über längere Zeit destruktiv auf den Verstand des Wesens aus, der ohne Zellatmung unweigerlich denselben Abbauprozessen wie beispielsweise Beinmuskeln ausgesetzt ist.

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