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Donnerstag, 4. Mai 2017

Der Schemen

Fingernägel in die Hände gegraben, Zähne in die Lippen verbissen, so steht ein einzelner Schatten. Verlassen von den vertrauten Gestalten, zurückgehalten von den widerstrebenden Stimmen im Inneren. Nur einmal noch möchte der Schemen auf den Steinen tanzen und sein Gesicht in den Haaren vergraben, vergessen, was geschehen ist und frei sein. Frei von dem Gewicht, das ihn in den Boden drückt und jeden Schritt zur Qual werden lässt. Verloren wirken seine Blicke in die Ferne, die sich vor ihm ausbreitet.
 Hin und wieder durchbricht ein einzelnes Wort wie eine Welle die Mauer, den Schild, den der Schemen hochgezogen hat. Die Einsamkeit nährt das Gefühl der Fremdheit und des Ausgeschlossenseins, aber mit jedem weiteren Tag verhärtet sich das Innere. Selbstvergessen taumelt der Schemen dahin, seine Sinne verschlucken den Schmerz, saugen ihn geradezu in sich auf. Genießen geradezu die selbst geschaffene Illusion, in der der Schemen voller Freude und Liebestaumel in den Armen der Schattengestalt liegt. Doch diese Gestalt kümmert sich nicht, sieht nicht einmal hin und schiebt Andeutungen fort. In einzelnen Berührungen glaubt der Schemen dem Schatten nahe zu sein, während er in Realität Wunde für Wunde seinem Körper zufügt.
Der leichte, stechende Schmerz erinnert den Schatten an die Macht des Lebens, die Schönheit, den Wahnsinn, aber auch das Wahre. Mit jedem Schritt jedoch wird das Gewicht schwerer, wird die Last, die der Schemen in sich sieht, größer. Krampfhaft die Fassade weiterhin aufrechthalten, lächeln und warmherzig sein. Anderen jede Hand reichen, aber selbst immer tiefer versinken. Der Schemen spürt nur noch eine zarte Erinnerung an das, was er einst fühlte.
Hauchzart wie ein Luftstoß spinnt sich die Finsternis enger, schnürt den Schemen in einen Stillstand. Kälte ist das letzte, was der Schemen noch fühlen kann, als er dem Ruf folgt. Das Wasser liegt ruhig da, als er in die Fluten watet. Eine tiefe Ruhe umgibt den Schemen, eine tiefe Agonie, getarnt in der Ruhe und Entspanntheit, zeichnen die Züge, als die Wellen ihn behutsam geradezu in ihre eisige, aber für den Schatten geradezu wohltuende Umarmung schließen...

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