Momente eines Tages
Regentropfen fallen trappelnd wie Hufe auf die flachen, kuppelförmigen Dächer. Wolken ziehen vorbei, beinahe ungerührt... Hinter dem schwarzen Schimmer der endenden Nacht beginnt das zarte Violett der Dämmerung. Feine Gesänge von zahlreichen Vögeln tätscheln die schlafenden Seelen ebenso wie die ruhelosen Geister. Kühl streicht ein kraftvoller Wind um Häuserwände, haucht der erwachenden Natur sanfte Küsse auf wie eine liebende Mutter ihren zur Schule eilenden Kindern. Am Himmel leuchtet der erste, goldene Strahl satten Sonnenlichts auf, umarmt liebevoll die Pflanzen und Blütenköpfe, die sich bereits gierig nach ihm ausstrecken. Das feuchte Gras verströmt einen eigentümlichen, frischen Geruch, der in jede Fußspitze zieht...
Aus der wollenen, warmen Bettdecke schälen sich erste, aufschreckende Leiber. Das durchscheinende, bläuliche Mondlicht wechselt seine Position wie eine Schachfigur mit dem gleißend hellen Licht einer erfrischten Sonne. Heißes Wasser wird wie selbstverständlich als lauer Sommerregen aufgesprüht, ein weicher Duft breitet sich aus. Langsam kocht unterhalb brühwarmer Kaffee. Starker Bohnenduft aus aufgesprungenen Tassen wärmt kalte, morgenmüde Glieder. Stille bis auf das Rascheln von Papier und aufeinanderschlagenden Flügeln. Doch der Tag hat gerade erst seinen Morgenmantel abgestreift...
Menschen in Wellen, hin und her geworfen wie Puppen in gewaltigen Strömen. Hände greifen ineinander, Küsse werden ausgetauscht. Erste Worte weichen Sätzen und schließlich schwatzenden Gesprächen. Fahrzeuge laufen ratternd an, Motoren verpesten die bis dahin wacker und aufrecht wie Soldaten stehenden Blumen und Pflanzen. Umarmungen in beengenden Tunneln mit spärlicher Beleuchtung unter Ausschluss der wachsamen Sonne werden ausgetauscht. Das Vogelzirpen ist längst verstummt oder durch lärmende Karosserien in abgelegenere Gefilde verdrängt worden. Ich halte mir die Ohren zu, mein Kopf dröhnt vor lauter Schmerzen und Gedanken, die wie ein Karussell meinen Körper erzittern lassen...
Dies also soll mein Bild unserer Welt sein? Ich schlage mir vor die Zähne, die verbissenen Stimmen unterdrückend. Es ist zwecklos. Wie an einer Perlenkett aufgereiht ziehen Menschen, Kinder, Ältere, Erwachsene, Haustiere, Wildtiere, Autos, LKWs, Züge, Busse, Straßenbahnen, Vögel und mehr und mehr und mehr an meinem inneren Auge vorbei. Alles lässt sich nicht in Worte fassen. Atemlos betrachte ich die einzelnen, kugelrunden Tropfen, die wie Kristallglas schimmern, während mein Herz dich sieht. Ich... kann mich nicht auch noch auf das konzentrieren...
Im Spiegel des Abends liege ich da, lausche meinem rasenden Herzen, sehe Bilder an mir vorbeiziehen, grausame, wunderschöne, hübsche, hässliche, wohlschmeckende, abstoßende, hate, weiche, dunkle, helle... Es genügt nicht zu wissen, dass der Mond gleich aufgeht. Voller Sehnsucht schwinde ich hinein in diese Welt, die außer mir keiner sieht. Die Welt, die schwarz und farblos ist. Die Welt, die keinen Raum lässt für... Momentaufnahmen wie diese... Mein Atem wird flacher, während mein Gehirn erneut beginnt, in wirren Träumen den vergangenen Tag zu grausamen, wunderschönen, hübschen, hässlichen, wohlschmeckenden, abstoßenden, harten, weichen, dunklen, hellen (...) Träumen zu verarbeiten... Aufgeben und später zurückkehren ist leichter als weiter diesen Schwall zu ertragen. Alles verblasst, doch meine Ohren hören bereits die Geräusche der beginnenden Nacht und... ich weiß, dass ich heute wieder kein Auge zutun werde.......
Momentsthatchange..ornot?
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