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Freitag, 20. Oktober 2017

Verschmelzung


Sphären einer fremden Existenz überlagern sich im Moment der Auflösung, verbinden einst getrennte Körper miteinander. Der Mythos der verlorenen Lebenskraft verblasst im Angesicht der Explosion des Sonnenwagens. Funken verträumter Essenzen werden durch das grelle Licht versprengt wie die Tropfen des Taus auf erwachenden Blüten. Sturzflug und Fall eines Liebenden prägen das Bild, das sich der Mensch von der Geschichte seines Selbst schafft. Ein Prometheus wird hinter jeder Ecke erhofft und erwartet, gestreckt und gebügelt, zu Papier gebündelt oder auf einer Leinwand ausgebreitet. Manchmal auch in den Taten einer Anwendung, bis die Seele des Schaffenden sich so wiederfinden lässt. Jahrhunderte zuehen vorbei, der Odem eines Fadenspinners ist längst zu Staub zerfasert, doch seine Erben tragen sein Werk in die Welt hinaus. Schmücken sich selbt mit dem Ruhm des vergessenen Trägers der Flamme des ersten Schöpfers aus eigener Kraft. Sie deuteln an den möglichen Interpretationen herum, ausmachte. malen Szenarios einer Zeit, die sie selbst nur aus Bruchtücken kennen und behaupten, das Wahrhafte in den Worten zu lesen ohne dabei die Worte stehen zu lassen. Sie zerstören die Struktur und das, was die Ästhetik und Gewissheit ausmacht, untergraben letzten Endes die Existenz dessen, was den kreativen Geist einst ausmachte, während sie ihr eigenes Werk über das vermeintliche Vermögen des Schöpfenden verfassen und anpreisen.

Im Moment einer Auflösung ergeben sich Zeit und Raum dem träumerischen Tanz der Ausdehnung ins Unermessliche. Verleihen der sich zerfließenden Sphäre eine Silhouette, die sich konterkariert vor dem Hintergrund der Dimensionen darstellt. Der Geist, dessen Essenz aufbricht und zersplittert, um zu wachsen und sich neu zu erfinden, wird in diesen Sekunden bereits zerstreut von seinen Nachbarn, seine Worte werden formelhaft und ritualisiert aufgenommen. Wie Moleküle durch die Luft diffundieren, schwebt auch das Wort der prometheisch begabten Existenzen durch die Sphären, bis es von einem verträumten, ähnlich denkenden Geist mit Glück aufgesaugt und verarbeitet wird. Dieser Geist kostet von der fremden Note, dem Gewürz der Andersartigkeit und erprobt das, was die Worte ihm verkündigen. Fließt mit seiner Seele wie der Tropfen durch den Fluss, den der Geist aus den Tiefen des Brunnen seines Selbst schöpfte.

Es ist die Erinnerung eines heißblütigen Intermezzos, nun praktisch erlebt und voller Leidenschaft den Mustern des Schöpfenden nachempfunden. Es ist keine Interpretation, sondern eine Umdeutung im Sinne anderen Personals mit selber Note. Das Charakteristische, stumpfsinnig in neue Worte umgefasst, erfährt hier eine Adaption nach dem Ton der Wirte des Geistes. Wenn von Küssen getränkt mit dem Nektar der Liebe gesprochen wird, schlingen sich Lippen und Zungen mit dem Geschmack zusammen. Erhabenheit folgt der zaghaften Berührung, die der Geist als Erkundung der verschworenen Gefilde bezeichnet. Das Herz erfüllt von Wärme, die der Geist in ein Licht der Schönheit hüllt. Der Aufstieg der Glut in den Gliedern, bezeichnet als das Pflücken einer wohlgeborenen Rose. Im Vollzug der eigenen Kräfte und des erwachenden Geistes geht die Existenz und Essenz des im verborgenen vergrabenen Schöpfers über und auf als neue Knospe der Schöpfung.

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Flaschenpost

Botschaften

Blätter rascheln unter nackten Füßen, ein warmes Licht ergießt sich um den einsamen Wanderer. Bis auf das leise Rauschen des Windes und dem entfernten Plätschern eines Flusses ist alles von Stille verhüllt. Im Einklang mit dem fernen Rufen einer vertrauten Stimme führt das Schlagen des Herzens den Wanderer tiefer und tiefer in das Unterholz. Hinter jeder Ecke wartet eine wundersame Erscheinung, ein Bild der Illusion einer emotionalen Verbindung. Ein Paar Hände, verschlungen wie die Ranken spielen sie mit den Gefühlen und Gedanken de Wanderers. War da nicht einmal Liebe, Eintracht, Zuversicht? Graue Mauern schieben sich vor die nicht gegangenen Wege, führen wieder fort von der zunehmend schwächer werdenden Stimme. Ein rissiges Blatt legt sich auf die Wange, hauchzart und weich wirkt es, während der Wanderer nur stumm die Augen öffnet und staunend das Gefühl der Umarmung in sich aufnimmt. Erinnerungen an Geborgenheit und Erfüllung erschaffen Traumbilder einer anderen Zeit. Plötzlich öffnet sich vor dem Wanderer der Bachlauf, einsam und verlassen liegt das Wasser da, spiegelt das goldene Licht des Herbsttages. Zärtlich lösen sich die zittrigen Finger von der einzigen Verbindung, die dem Wanderer noch zu der Schwelle bleibt. Der Schwelle, von der die Stimme noch immer voller Verzehrung nach ihr ruft. Denn die Stimme darf die Wahrheit nicht erfahren. Die Wahrheit, dass die beiden nur noch durch eine Sphäre verbunden sind, eine Sphäre, deren Wände sich zunehmend verstärken. Liebevoll küsst der Wanderer das Gefäß, in dem sich wieder eine weitere Botschaft befindet, ehe er die Flaschenpost zu Wasser lässt. Sehnsuchtsvoll sieht er der Flasche nach, während die Grenzen zunehmend näherrücken und der zu Beginn noch angeschwollene Fluss zunehmend zu einem Bachlauf verkümmert. Vielleicht, vielleicht wird der Wanderer bald die Wahrheit schreiben, doch für den Moment genießt er die Illusion, noch immer Teil ihrer Welt zu sein...